Lörracher Gewerbeschule überzeugt Taiwanische Delegation mit ihrem Konzept von ‚Dualer Ausbildung‘
In der vergangenen Woche besuchte der Generaldirektor der Taipeh-Vertretung in München Dr. Ian-tsing Joseph Dieu in Begleitung des Dritten Sekretärs Tzu-Ching Tung im Rahmen eines Städtebesuchs die Gewerbeschule Lörrach. Im Rahmen eines zweistündigen, maßgeschneiderten Rahmenprogramms erhielt die taiwanische Delegation einen umfassenden Einblick in das Duale Ausbildungskonzept in den schuleigenen Abteilungen Metalltechnik, Elektrotechnik und Nahrung.
In ihren einleitenden Worten erläuterte Schulleiterin Stefanie Froescheis den Gästen das Berufliche Schulwesen Baden-Württembergs und unterstrich, dass die Gewerbeschule mit dem Hauptschulabschluss, mit der Mittleren Reife sowie mit der Allgemeinen Hochschulreife zu sämtlichen im Lande möglichen Vollzeit-Schulabschlüssen führe. Auch der Besuch der im Haus befindlichen Meister- und Technikerschule eröffne mitunter Hochschulzugänge. Im Verlauf der Veranstaltung galt der Augenmerk dem „Herz der Schule“ (S. Froescheis), dem Dualen Ausbildungssystem, in welchem derzeit ??? Auszubildende die Gewerbeschule in Teilzeit besuchen, während sie zeitgleich ihrer innerbetrieblichen Ausbildung nachgehen.
In einem Rundgang durch die drei Abteilungen der Schule den die Technischen Oberlehrer Dietmar Schmiedlin, Andreas Schreck und Riccardo Abbate organisiert hatten, erhielt die taiwanische Delegation einen Einblick in das konkrete Unterrichtsgeschehen und in wichtige Lehrinhalte der entsprechenden Ausbildungsberufe, die von Schülerinnen und Schülern sowie ihren Lehrern näher erläutert wurden. So beschrieben im Bereich Elektrotechnik Steuerungs- und Installationstechniker die Funktionsweisen und Einsatzbereiche von Grundschaltungen und SteuerungsApps im Haushalt und überraschten mit der Aussage, dass sich durch das Ethernet Maschinen in Taiwan von Lörrach aus problemlos steuern ließen. Im metalltechnischen Bereich beeindruckten vor allem die CNC-Maschinen, die Lehrer der Gewerbeschule mit anderen Firmen in jüngerer Vergangenheit entwickelt hätten und die nun, da platz- und ressourcensparend, sogar Einzug in die Industrie hielten. Dies überzeugte den Generaldirektor von dem hohen technischen Knowhow, welches in Deutschland vorherrsche. Letzte Station machte die Besuchsgruppe in der Nahrungsabteilung der Schule, wo es nicht nur interessante Informationen zur Produktion und Verwendung von Lebensmitteln gab. Die taiwanischen Delegierten durften selbst Hand anlegen und Schülerinnen und Schüler bei der Herstellung von Brezeln aktiv unterstützen.
Abschließend machte Generaldirektor Dieu im Blick auf das Duale Ausbildungskonzept der Gewerbeschule Lörrach deutlich, dass es in Taiwan zwar auch ein solches System gäbe, was aber nach 60 Jahren der Wiederbelebung bedürfe. So wäre das taiwanische System zwar auch „effizient, aber nicht so ordentlich wie hier“; man könne viel voneinander lernen. In diesem Zusammenhang verhieß er dabei ein enormes Potential, welches aus einem künftigen Austausch von Lehrerinnen und Lehrern aber auch Schülerinnen und Schüler der Gewerbeschule Lörrach und seinem Land erwachsen könnte und wovon beide Länder wirtschaftlich wie interkulturell profitieren würden. Insbesondere in der Produktion von Halbleitern sowie in der Weiterentwicklung von Automatisierungsvorgängen und Künstlicher Intelligenz beschrieb er dabei große Kooperationsmöglichkeiten beider Länder, in denen es technisches Knowhow aber auch konkret an Fachkräften bedürfe. So gäbe es bereits einige namhafte, deutsche Firmen, die aus Eigeninitiative entsprechende Förderzentren in taiwanischen Großstädten eingerichtet hätten und unterhielten. Schulleiterin Stefanie Froescheis beschrieb daran anschließend das Problem des massiven Fachkräftemangels, wie er auch in der deutschen Wirtschaft gegenwärtig wäre, und begrüßte die Idee einer künftigen Kooperation zwischen der Lörracher Gewerbeschule und taiwanischen Schulen sehr. Tatsächlich betritt die Gewerbeschule hier kein Neuland. So besuchen derzeit dreizehn Auszubildende aus Indien im Rahmen eines Kooperationsprogramms die hauseigene Nahrungsabteilung, was künftig dem Fachkräftemangel in diesem Bereich in Deutschland entgegenwirken soll.