allen Widrigkeiten zum Trotz: Muhammed Zada wird zum Vorbild für ehemalige Flüchtlinge
Unter den neuen Gesellen des Metallhandwerks im Landkreis Lörrach befindet sich mit dem 23jährigen Zerspanungsmechaniker Muhammad Zada ein junger Mann, der einen beeindruckenden Lebens- sowie Bildungsweg zurückgelegt hat. In diesen Tagen erhielt er an der Gewerbeschule Lörrach das Zeugnis über den schulischen Teil seiner erfolgreich abgeschlossenen Berufsausbildung und erhielt zudem ein Lob für eine gute Gesamtleistung.
Nachdem er im Sommer 2015 zusammen mit seinem Vater und einem Bruder seine syrische Heimatstadt Homs vor dem Bürgerkrieg im Land verlassen musste, war er über den Libanon und über die Türkei schließlich in die europäischen Kernlande gelangt. Als sehr schwer bezeichnet der junge Mann diese Zeit. Während ihm noch in Syrien die Explosionsgeräusche der Kriegsmaschinerie und zahlreiche zerstörte Häuser die unmittelbare Bedrohung seines Lebens bewusst machten, war seit der Ankunft in der Türkei die Angst, aufgrund des illegalen Grenzübertritts entdeckt und womöglich zurückgeschickt zu werden, ständiger Begleiter Muhammads und seiner Familienangehörigen. Von einem Flüchtlingscamp in Sigmaringen kam der Jugendliche schließlich über eine Zwischenstation in Heidelberg in den Lörracher Landkreis. Bereits im Flüchtlingscamp waren erste Deutschkenntnisse vermittelt worden, die der junge Mann regelrecht aufsog. In Wyhlen angekommen, wohin später seine Mutter, eine Schwester und ein weiterer Bruder nachziehen konnten, widmete er sich konsequent dem Spracherwerb.
Muhammad Zada vor der Gewerbeschule Lörrach
Er besuchte zunächst eine Vorbereitungsklasse sowie zeitweise den Englisch-, Mathematik- und naturwissenschaftlichen Unterricht einer 8. Klasse. Nachdem der Versuch zum Schuljahr 2017/18 am Kant-Gymnasium in Weil am Rhein durchzustarten aufgrund der noch nicht ausreichenden Deutschkenntnisse vorläufig aufgegeben werden musste, besuchte Muhammad von 2018 bis 2020 die Gemeinschaftsschule Rheinfelden, wo er den Hauptschulabschluss sowie die Mittlere Reife ablegte. Hierauf folgte der Besuch eines einjährigen, kaufmännischen Berufskollegs an der Rudolf-Eberle-Schule in Bad Säckingen, bevor er 2021 seine Ausbildung als Zerspanungsmechaniker beim Rheinfelder Medizintechnikhersteller Osypka aufnahm.
Den Beruf sowie den Betrieb hatte er zuvor im Rahmen eines einwöchigen Berufspraktikums für sich entdeckt. Ausbildungsbegleitend nahm er darüber hinaus die Möglichkeit an der Lörracher Gewerbeschule wahr die Zusatzqualifikation Hochschulreife (ZQFHR) zu erwerben. Innerhalb dreier Ausbildungshalbjahre hatte er hierfür zweimal unter der Woche zusätzlich zum normalen Berufsschulunterricht vom späten Nachmittag bis am Abend an einem erweiterten Deutsch-, Englisch- und Mathematikunterricht teilzunehmen und stellte sich schließlich erfolgreich den Abschlussprüfungen in diesen Fächern.
Jetzt beabsichtigt der junge Mann zum Oktober 2025 ein Duales Studium an der DHBW Lörrach mit der Fachrichtung Maschinenbau aufzunehmen, wofür er derzeit noch nach einem geeigneten Betrieb sucht.
Rückblickend muss selbst Muhammad eingestehen, dass er gerade im Blick auf seine Startbedingungen einen beachtlichen Bildungsweg zurückgelegt hat und stellt den Lehrer*innen aller Schulen, die er in dieser Zeit besuchte, ein sehr gutes Zeugnis aus. So habe er das große Glück gehabt, dass an allen Schulen Pädagog*innen das in ihm steckende Potential erkannt hatten und ihn bestmöglich gefördert hatten. Mit Blick auf das Ende des Assad-Regimes freut es Muhammad sehr, dass die Menschen dort nun hoffentlich frei leben können, und er wünscht sich für sein Geburtsland, dass dort die Demokratie Einzug nehme und es den Menschen so gut gehe wie hier. Auch die Freude der Eltern über diese jüngsten politischen Entwicklungen sei riesig, wenngleich er betont: „Unser Leben ist nun hier.“